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Ein Donnerstagvormittag in Köln. Das Wetter ist eher so naja, aber das ist mir relativ egal, da ich mich eh noch ein wenig hinsetzen und arbeiten muss. Das hätten wir natürlich auch im Airbnb machen können, aber da ist diese scheue Katze, die mich beim arbeiten stört, weil sie mich die ganze Zeit vorwurfsvoll anstarrte, während ic in die Tasten haute. Irgendwie hatte ich Lust auf Smoothie Bowl, meine letzte hatte ich vor Monaten. Also gingen wir zu einem überfüllten, coolen SmoothieBowl Laden, der allerdings viel zu laut war zum Arbeiten, fanden um die Ecke dann aber auch noch ein schönes Kaffee.
Die Rüstung war auf den Punkt, ein samtweicher Coldbrew mit Tonic, der nicht zu sauer schmeckte, rannte bei diesem ungewöhnlich warmen Wetter für Anfang Oktober meine Kehle runter. Während ich meinen Laptop ausgepackt hatte, war mein Ehemann auf Toilette gegangen. Als er zurückkam, starrte er erst einmal mit großen Augen auf den Nebentisch. Er starrte und starrte. Irgendwann war es mir unangenehm. “Warum starrst du so?”, zischte ich. Er deutete auf den Nebentisch. “Die drehen da. Fürs Fernsehen. Zum Thema Menstruationstassen.” Ein Schulterzucken meinerseits. “Na und? Wir sind in Köln.”
Für mich war das nichts Neues. Jedes mal, wenn ich hier in Köln bin, sehe ich an jeder Ecke Kamerateams. Das finde ich auch nicht verwunderlich, wo doch hier viele Medien zuhause sind. Einer Freundin aus Hamburg, die in dem Bereich Fuß fassen will, predige ich auch immer, es wäre das Beste, wenn sie nach Köln gehen würde.
Ein wenig wie Zuhause
Köln ist gefühlt ein wenig meine Stadt. Irgendwie nicht so spießbürgerlich, bodenständig und doch ein wenig verrückt. Ich werde so wenig in Köln angestarrt, das mag ich irgendwie. Als ich kürzlich ein Regal in Oldenburg kaufen war und realisierte, dass Schulferien sind, war ich erst einmal überrascht, dass so viele Menschen mich anstarrten. Wir sind zuletzt so oft in Köln gewesen und werden auch in nächster Zeit noch ein paar Male hinfahren, dass ich es gar nicht mehr gewohnt bin. Die Menschen hier sind einfach nett und hilfsbereit. Aber das ist natürlich nicht alles. Ich verrate euch in diesem Blogpost, was Köln und ich so gemeinsam bereits erlebt haben und verrate euch meine liebsten Ecken.
Ehrenfeld
Das wir bei unserem ersten Köln Urlaub in Ehrenfeld gelandet sind, war eigentlich ein Unfall. Mein Ehemann las nur “zentral am Bahnhof” für unser Airbnb, aber überlas das Ehrenfeld. Die Wohnung war wirklich cool, nervig war nur der Fakt, dass die Mieterin wahrscheinlich uns die Wohnung für einen Appel und ein Ei überlassen hatte, weil im Antikladen darunter ein Dreh stattfand in der Zeit, in der wir dort waren. Ich habe Verwandte über ganz NrW verteilt und weiß es auch nicht, warum es die alle an den Rhein zieht. Ist wohl das, was am nächsten an unsere heimische Elbe herankommt. Bevor wir weiter ins Sauerland zu unserem Digital Detox Ferienhaus fuhren, wollten wir ein bisschen urbane Luft schnuppern.
Und was soll ich sagen? Ehrenfeld hat uns nicht enttäuscht. Besonders die Streetartwände und der Industriallook zieht mich immer wieder in diesen Stadtteil aber man kann dort aus feiern und essen oder sich die größte Moschee Deutschlands ansehen. Was das Essen angeht: Da bin ich unkompliziert. Am liebsten esse ich Cigcöfte dort. Bei uns in Niedersachsen findet man die eher selten und wenn, ist die Soße leider oft nicht auf den Punkt. Hier in ehrenfeld schon. Und auch einige Fotostrecken haben wir schon hier gemacht.
Ehrlich, keiner guckt dich in Ehrenfeld oder in Köln an, wenn du irgendwo Fotos machst, wen für Ton verkabelst oder filmst. Das finde ich wirklich angenehm. Das einzige Problem in Ehrenfeld ist, dass dort eben zwar viele coole Wände zum Fotografieren sind, aber eben ebenso viele Autos parken. So kam es schon vor, dass mein Mann und ich für eine Fotostrecke über Mäntel bei 23 Grad im September vorsichtig Autos anstakste, um sicherzustellen, dass keine Alarmanlage angeht, wenn er sich für gute Fotos mit vollen Körpereinsatz gegen den weißen Opel lehnt.
Ein Stadtteil mit Geschichte
Wenn ich an Ehrenfeld denke, habe ich ein leichtes Gefühl von London Camden Market. Mein Mann hingegen meint, es sei Berlin Neukölln, nur cooler. Ich glaube, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Dieser Stadtteil ist eben ein bisschen rough und nicht so todschick und edel. Aber das hat durchaus seinen Charme mit alten Industrie bauten in Klinkeroptik, verworrenen Innenhöfen und der Live Music Hall inmitten der Gassen, in denen es so viel zu entdecken gibt.
Gefühlt ist hier jeder bodenständig oder macht irgendwas mit Medien, viele verwirklichen sich selbst und machen mal einfach, statt seit 2 Jahren zu sagen, dass sie an einem Drehbuch schreiben. Besonders faszinierend fand ich von Anfang an den Helios Leuchtturm. Ein Leuchtturm mitten in Köln-Ehrenfeld, weit und bereit kein Wasser. Was soll das bitte? Natürlich habe ich gegoogelt und entdeckt, was es mit diesem Leuchtturm auf dem alten Betriebsgelände der Helioswerke auf sich hatte. Er war quasi ein Vorführmodell und erleuchtet bis heute die Nacht.
Wer schon mal Neo Magazin Royale gesehen hat, dem ist vielleicht auch aufgefallen, dass beim Hintergrund hinter dem Schreibtisch auch der Heliosleuchtturm zu sehen ist. Und wenn nicht: Auch nicht schlimm. Mir ist es auch erst im Studio aufgefallen und erst bei der zweiten Aufzeichnung, bei der ich dabei war. Ich war so fasziniert von dieser Erkenntnis, dass ich glatt meinen Job als Klatschfutter vergessen hatte.
Karten fürs Klatschfutterspektakel
Wer mal das Glück hat, bei der Ticketlotterie vom Neo Magazin Royale Glück zu haben, der sollte dieses Angebot auch wahrnehmen. Allein die Fotos aus der Fotobox, mögen sie auch mal Tage, mal Wochen dauern, bis sie dann veröffentlicht werden, sind so gut, dass allein viele Freunde und Bekannte von mir für die Fotos zum Neo Magazin Royale wollen. Der Preis ist moderat, Spoiler, ein Freigetränk ist mit drin und natürlich kann man auch ein Kölsch bekommen, wenn man möchte. Außerdem ist natürlich das Erfolgserlebnis weitaus größer, wenn man Karten bekommt innerhalb der Lotterie als wenn man irgendwo für eine Aufzeichnung Karten kauft, die es noch zu Hauf gibt.
Meine Theorie mit guten Kaffee
Seit meiner Kindheit bin ich einer dieser Menschen Typ Duracell-Häschen. Wochenende kannte ich nicht wirklich, ich halse mir gerne viel Arbeit auf und habe dann zwischendurch noch diese kreativen Ausbrüche, die mich manchmal auch um 5 Uhr morgens oder 1 Uhr nachts erwischen. Ich habe so erst mit Mitte 20 gelernt, dass ich Erholungsphasen und ausreichend Schlaf brauche, vorher war quasi meine verbliebene Zeit schlafen – wer auch mal in der Gastronomie nachts gejobbt hat und nebenbei dann eben große Kreativprojekte hatte, weiß, wovon ich spreche.
Und mit guten Kaffee ist es so: Besonders in den Phasen, wo ich nur für die Arbeit lebte, lernte ich dieses bittere, koffeinhaltige Getränk schätzen und lieben und wurde so wie andere bei Wein oder Single Malt ein richtiger Kaffeesnob, der sich Rüstungen in der Speicherstadt oder im Café seines Vertrauens holt.
Was mich nun zu meiner Theorie bringt: Die Städte mit tollen Kaffee sind die Städte, in denen die Medien zuhause sind. Ich rede nicht von allseits bekannten Kaffeeketten, sondern von eigenen Röstungen und echter Barista Handwerkskunst. Wer in den Medien arbeitet, ist auch gewillt, etwas mehr für gute Kaffeekunst auszugeben und so finde ich, dass man den besten Kaffee in den Medienmetropolen von Deutschland bekommt. Es gibt so viele tolle Cafés und es lohnt sich wirklich, dort auf Entdeckungsreise zu gehen. Vielleicht folgt ja demnächst ein Blogpost zum besten Kaffee in dieser Stadt. Ich suche auf jeden Fall weiter.
Mehr als nur der Dom
Natürlich, den Dom kennt jeder von uns und auch mein Mann und ich haben inzwischen bei unseren Besuchen immer die Angewohnheit, vor der Abreise kurz auf die Domplatte zu gehen und peinliche Selfies zu schießen. Da wir meist mit dem Zug reisen, holen wir uns noch als Proviant einen leckeren veganen Porridge am Hauptbahnhof und steigen dann in unseren Zug. Eines muss man der Rheinmetropole zur Gute halten: Man hat immer genügend Sitzgelegenheiten rund um den Dom und am Rhein. Das ist nicht selbstverständlich! Sucht mal in Hamburg nach einer Bank das ist oft eher ein Akt …
Natürlich, einmal in den Dom und auf den Dom, das sollte sein, aber in der Frequenz, in der wir Köln besuche abstatten, ist das Fotomotiv doch eher irgendwann ausgelutscht. Was ich euch hingegen sehr ans Herz legen möchte, ist nicht nur shoppen zu gehen, sondern einfach mal an der alten Stadtmauer langzugehen und das Köln jenseits der großen Einkaufsstraße und des Rheins kennenzulernen.
Die Orte, die man kennen sollte
Ebenso wenig darf ein Gang zum Medienhafen und die Hohenzollernbrücke mit ihren Liebesschlössern bei einem Kölnbesuch fehlen. Wer es noch nicht kennt, dem kann ich auch das Schokoladenmuseum direkt am Rhein ans Herz legen. Mein Besuch ist zwar schon 11 Jahre her, aber Schokolade bleibt Schokolade, oder? Damals war ich das erste Mal mit meinem besten Freund gemeinsam auf Streifzug durch Köln. 2007 zum Kirchentag, wir hatten viele, viele Auftritte mit unserem Chor und gingen nur zu Fuß, besuchten natürlich den Dom und ich lief zwei Paar Schuhe durch. Ich erinnere mich, wie sehr mich damals Köln nervte, aber das lag wohl daran, dass mein Kumpel mindestens einen Kopf größer war und ich einfach rennen musste, um mit seinem schnellen Schritt mithalten zu können.
Damals liebte ich allerdings schon, das man rund ums Jahr Kostüme kaufen kann. Auch die alternative Modeszene kommt nicht zu knapp kommt. Zu der Zeit war ich irgendwas zwischen Gothic und Punk und Bestellen war immer so teuer. In Köln fand ich tolle Kleidung. Die alltagstauglichen Stücke habe ich teils bis heute. Damals war Köln ein Abenteuer, so unendlich weit weg. Heute ist das irgendwie normaler geworden, mal nach Köln zu fahren oder in eine andere Stadt, die ein paar Stunden entfernt ist. Das mag auch daran liegen, dass seit dem Jahre 2007 die Technologie einen ordentlichen Sprung nach vorn gemacht. Wenn ich mich daran zurückerinnere, dass damals auf der Busfahrt alle mit mir Discman hören wollten und ich auch einen mp3 Player dabei hatte. Heute kann ich mich einfach an meinen Laptop setzen, habe fast überall WLAN auf Reisen und kann von überall aus arbeiten.
Auch Kultur kommt nicht zu kurz
Natürlich ist in Köln auch viel kulturelle Geschichte zu finden. Neben Kunstausstellungen aller Art habe ich dort auch schon mit meinen Verwanden und Freunden Museen wie das Römisch-Germanische Museum besucht. Auch das Museum Ludwig finde ich sehr empfehlenswert. Wen es nicht gerade in den Kölner Zoo oder ins Phantasieland zieht, kann auch einen Ausflug in die Schlösser Augustusburg und Falkenlust machen. Diese erstrahlen in Rokokopracht aus dem 18. Jahrhundert und haben wunderschöne Gärten. Allgemein empfehle ich euch auch, einfach mal eine Offlinekarte der Innenstadt herunterzuladen. Dann kann man sich einfach frei in der Innenstadt auf Erkundungstour zu geben. Und es gibt so viele schöne Fachwerkecken, die mich an Göttingen erinnern.
Reisen ist nicht nur, einer strengen Bucketlist zu folgen. Es gibt nie ein “Das musst du gesehen haben.”. Ich schreibe diesen Blogpost gerade in Hildesheim. Viel schöner als der Zuckerhut oder der Marktplatz gefallen mir einzelne Türen in der Altstadt. Ich bin bei dem schönen, sonnigen Sonntagswetter begeistert am Fotografieren und wir machen gerade einen kleinen Zwischenstopp zwecks WLAN. Jeder von uns hat seine eigene Bucketlist. Und es ist eh viel cooler, tolle Orte zu finden, statt krampfhaft nach ihnen zu suchen.
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