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Dienstag, 19 März, 2024

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In der Schweiz war ich schon mal, allerdings kann ich mich nicht daran erinnern. Es war mein zweiter Geburtstag, als meine Eltern mit mir in einen Schwimmring nahe einer Schnapsfabrik am Bodensee gebadet haben und ich anschließend auffallend gute Laune hatte. Überall roch es nach Marillengeist. Dabei war die Schweiz immer ein Sehnsuchtsort für mich. Ich stamme zwar auch aus einem Ort, wo Andere hinfahren, um Urlaub zu machen. Aber man will ja bekanntermaßen  das, was man nicht daheim hat und das wäre in meinen Fall Berge. Natürlich, auch im letzten Urlaub in England hatte ich Hügel. Bristol war bergiger als erwartet. Aber das ist natürlich nichts im Vergleich zu den Alpen.
Glücklicherweise hatte ich in Form einer Pressereise die Möglichkeit, eine Region zu erkunden, die ein wenig zu gut klingt, um wahr zu sein. Wunderschöne Berge, Möglichkeiten für Outdoorsport, aber auch Baden in Seen, durch verwinkelte Innenstädte schlendern oder einfach nur das schöne Wetter genießen. Villen und Promenaden, Bergdörfer und wilde Natur, beides nur einen Steinwurf voneinander entfernt.

Die Festungen von Bellinzona

Als ich in der Schweiz ankomme, regnet es Bindfäden. Besonders gute Bilder kommen so an diesem Tag nicht zustande, aber später lerne ich: Es regnet nicht so oft in Tessin. Aber wenn es regnet, dann regnet es richtig. Regen ist nach diesem Sommer eher ungewohnt, aber eher nervig, wenn man sich in einem fremden Ort orientieren möchte und den Weg zum Hotel sucht. WLAN ist ein seltenes Gut in der Schweiz und Urlauber sollten nicht vergessen, dass kein  Datenroaming in der Schweiz gilt und somit mobile Daten sehr teuer werden können.
Für den ersten Abend der Pressereise war ein kleiner Spaziergang durch Bellinzona angedacht, der nun im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fällt. Wir erklimmen die Stufen der niedrigsten Festung, der Castel Grande. Leider habe ich auf dieser Reise nicht viel von Bellinzona gesehen, aber das, was ich gesehen habe, hat mir sehr gefallen. wer durch Tessin reisen möchte, kann diese Stadt gut als Ausgangspunkt für seine Tagesausflüge nehmen. In der Stadt gibt es drei Festungen, die man auch bei einem etwa 5 km langen Rundweg allesamt erklimmen kann. An diesem Abend haben wir in einem gegessen und erstaunlicherweise stand sogar etwas Veganes für mich bereit. Liebe Veganer, das ist allerdings nicht selbstverständlich in der Schweiz. Wer vegan ist oder Allergiker, sollte sich auch ausreichend mit Lebensmitteln eindecken, die er verträgt. In meinem Fall waren es Nüsse und Humus.

Alles anders als geplant

Morgens um 9 Uhr in einem kleinen Dorf in Tessin nahe Bellinzona. Ich komme gerade aus der Apotheke, als ein Höllenlärm ausbricht. Mehrere Männer diskutieren mit einem Polizeimann, ein älterer Herr sprüht seine Blumen vor dem lindgrünen Haus ein, nebenan wird gebaut und,dahinter findet ein Umzug statt. Eine Dame, die sich offensichtlich blondieren lässt, stürmt wutentbrannt in voller Friseurkluft aus dem Salon selbstbewusst auf den Platz und redet auf die Polizisten in herrschenden Ton und mit wehenden Friseurumhang ein.
Ihr Mann und eine Friseurin stolpern unbeholfen hinterher, gefühlt versammelt sich das halbe Dorf dort. Nur der alte Mann sprüht weiter und bedenkt mich mit einem bösen Blick, weil ich ihn nicht gegrüßt habe. “Buon dio” stammele ich, in dieser Region weiß ich nie, was ich sagen soll. Deutsch? Italienisch? Manchmal sprechen sie auch ein wenig französische Wörter. Sehr verwirrend für mich, da ich meist auf Reisen in englisch Wechsel, aber hier mit Deutsch weiter komme. Der alte Heer bedenkt mich mit einem zahnlosen Lächeln und grüßt wortlos zurück.
Fast wie in einem Roman von Heinrich Mann, denke ich. Das ist eine dermaßen schräge Szenerie, das kann man sich nicht ausdenken. Diese Szene fühlt sich dermaßen unwirklich an, während ich auf dem Weg zur Apotheke bin. Ich habe mir wohl bereits auf den Hinweg einen Infekt angefangen und ich möchte nicht ins Detail gehen, aber mein Hausarzt hat mir genaue Order gegeben aus Deutschland, welche Medikamente ich mir holen soll.

Mit dem Fahrrad kommt man natürlich weitere Strecken voran als zu Fuß – aber beides lohnt sich in dieser Region der Schweiz. Fotomotive findet man auf jeden Fall auf beide Arten.

Die Auffahrt mit der Seilbahn führt vorbei an Felsen, Bergziegen und den Kastanienbäumen. Jetzt im Herbst erstrahlt das Laub in bunten Farben.

Über den Wolken aktiv sein oder entspannen

Eigentlich hätte ich an diesem Tag mit den anderen Journalisten eine Mountainbiketour machen sollen. Aber scheinbar hatte das Universum mit mir andere Pläne. So fand ich mich in einem Auto wieder und fuhr zu der Seilbahn Malvaglia-Monte Dagro. Die Auffahrt dauert etwa 10 Minuten und jetzt im Herbst sieht es einfach nur atemberaubend aus. Der Blick aufs Tal und das bunte Laub der Kastanienbäume bietet neben Felshängen und auch der ein oder anderen Ziege in den Felsen gute Fotomotive.
Der Lift für bis zu 4 Personen kann auch gleichzeitig 2 Fahrräder transportieren und kostet 10 Franken für eine Fahrt hin und zurück. 22 Jahre ist der Lift alt, wurde dann aber im Jahre 2012 geschlossen und nun im Mai 2016 wiedereröffnet.

In der Region gibt es viele, die Wein anbauen – allerdings nicht auf großen Flächen.

Eine Region für Weinkenner

Aber nicht nur im Herbst ist diese Region zum Reisen. Jeden Mai ist der Tag der offenen Weinkellers. Dann kann man sich persönlich einen Blick in die Weinkeller der Region werfen, sich Techniken anschauen und wie der Wein gefertigt wird. Wein aus dieser Schweizer Region bekommt man eher selten außerhalb von der Schweiz und auch außerhalb von Tessin, da viele Winzer sogar nur für sich privat oder in kleiner Menge Wein herstellen. Das macht den Preis natürlich dementsprechend teuer im Vergleich zu anderen Weinregionen.

Die Region ist sehr katholisch geprägt, was man auch allerorts sehen kann.

Ein Hauch von Mystik

Bei dem Blick über die wunderschönen Berge drängte sich mir natürlich die Frage auf, ob es hier ähnlich wie in vielen anderen Kulturen mystische Kulte oder einen Naturglauben gibt. In Skandinavien glaubt man Trolle, in Irland an Feen und Elfen. Was ist es also hier? Die Region Tessin ist sehr katholisch geprägt, allerorts trifft man auf Marienbilder und kleine Kirchen mit hohen, spitzen Türmen oder kleine Kapellen inmitten alter Bergdörfer. Hier gibt es einen Glauben an Kraftorte. Dazu habe ich leider noch nicht so viel in Erfahrung bringen können – allerdings werde ich nächstes Jahr noch einmal privat eine Reise nach Tessin machen mit Freunden und kann euch dann vielleicht mehr dazu schreiben, was es mit Kraftorten auf sich hat.

Mit der Schweiz verbindet man pittoreske, alpine Häuser mit Blumenkästen. Hier in Tessin findet man auch reichlich rustikale Steinbauten.

Die Vielfalt der Bauten in Tessin

In Tessin findet man einen bunten Mix aus sehr alten Steinhütten, typischen Fachwerk, das man aus der Schweiz gewohnt ist und wiederum geradezu prunkvollen Villen. Tessin war geschichtlich lange Zeit sehr abgeschieden von dem Rest der Welt. Daher war dies auch eine sehr arme Region. Gerade in der Zeit der Auswanderer suchten viele Tessiner nicht nur in Italien und ganz Europa als Wanderarbeiter ihr Glück. Viele gingen nach Amerika und Australien. Einige von ihnen zog es dann aber wieder zurück in die Heimat. Dort bauten sie mit ihrem erwirtschafteten Geld kleine Palazzi, die das heutige Stadtbild unten in den Tälern noch ein wenig bunter und abwechslungsreicher machen.

Der morgendliche Ausblick über das Tal. Da es am Vortag geregnet hat hängen die Wolken noch förmlich an den Berggipfeln fest. Und auch ein Paargleiter lässt es sich nicht nehmen, das gute Wetter auszunutzen.

10 Franken kostet die Seilbahn für beide Strecken pro Person. Wer nicht ins Tal per Seilbahn zurück möchte, kann auch wandern.

Zwischen Bergdorf und Kochkunst

Nach einer kleinen Erfrischung in der Osteria Sass Malt gibt es statt Sonnenbad einen kleinen Spaziergang in das benachbarte Dorf. Gleich zweimal habe ich dieses zauberhafte Dort mit den uralten Rustici besucht, da ich beim ersten Mal glatt übersehen habe, dass am Brunnen Steinplatten mit Kettenzeichen hingen, die andernorts am Berg gefunden wurden. Alles in diesem Dorf wirkt wie aus einer anderen Zeit. Die meisten Bewohner nutzen ihr Rustico als Wochenendhaus oder es wird für Touristen vermietet. Dabei kann auch schon ein alter Kuhstall zu einem schönen Ferienhaus mit atemberaubenden Blick übers Tal werden.

Die keltische Steinplatte hängt am Brunnen des kleinen Bergdorfes.

Nach den Spaziergängen trifft auch die Mountainbiketruppe ein. Zur Vorspeise gibt es unteranderem Wurst, die hier in Steinhöhlen gereift ist und für mich eine Gemüsesuppe. Die Osteria Sass Malt bezieht alle Produkte aus der Region, möglichst nah. Die Soße nach toskanischer Art wurde sogar im August selbst gekocht und verleiht der Penne als Hauptspeise einen ganz besonderen Geschmack.

Leider ist die Gazose Biasch Brause nur selten außerhalb von Tessin zu finden. Sie ist nicht zu süß. Ich empfehle euch die Sorte Mandarine zu probieren – die schmeckt mir persönlich am besten.

Auch bei schlechten Wetter bietet die Osteria Sass Malt Essen und Herberge.

Mit dem Bike durch Wald und Berg

Leider blieben mir die Erfahrungen auf dem Mountainbike verwehrt, aber dennoch planen wir, ein weiteres Mal zum Wandern und radeln in diese Region zu fahren. Am Bahnhof von Biasca haben sich meine Mitreisenden die Fahrräder für die doch recht anspruchsvolle Tour Malle Malvaglia Bike geliehen, die eine Strecke lag 18 km lang ist – davon 8 km Single Trail. Wer so eine Tour plant, sollte insgesamt mit etwa 70 km rechnen.

Auch für nicht so erfahrene Wanderer gibt es gute Wege, um einen Spaziergang in luftigen Höhen zu nehmen.

ich für euch in Erfahrung gebracht, welche Preise in diesem Bikeshop gelten: Aktuell kosten E-Mountainbikes 55 Franken pro Tag, normale Mountainbikes 40-45 Franken. Oft sind die Fahrradverleihe in Tessin direkt am Bahnhof und bei kleineren Touren ist es auch möglich, einen halben Tag 9 Uhr  bis 12 Uhr oder von 14 Uhr bis 18 Uhr zu mieten. Wer die Bikes länger als einen Tag mietet, zahlt natürlich auch weniger – bei 7 Tagen sind es dann etwa 20-25 Franken fürs Mountainbike, ein Citybike kostet etwas mehr.
Wer einen Guide braucht, um einen Technikkurs zu machen oder eine bestimmte Strecke zu fahren, zahlt 400 Franken für Gruppen bis zu 8 Personen.

Hier ein Teil des Fahrradweges, der kein Single Trail ist. Auf dem Berggipfeln liegt jetzt bereits der erste Schnee.

Türkises Wasser und eine römische Brücke – wer diese Touristenattraktion ungern teilen möchte, sollte innerhalb der Woche ins Tal kommen.

Wandern am türkisen Wasser

Am folgenden Tag ging es für uns nach Brione mit dem Minibus. Vorbei an einem Staudamm, der einst beim James Bond Film “Golden Eye” zu sehen war. Dort beginnt der wahre Zauber des Tales, durch den ein Türkises Fluß seine Bahnen zieht. Eigentlich hatte ich gehofft, dass es mir heute besser geht, aber leider muss ich auch hier meine Reise anders als auf dem Fahrrad fortsetzen.

Immer am Fluss entlang kann man hier zu Fuß oder mit dem Bike unberührte Schönheit in Tessin erleben.

Am Ende des Weges wartet auf einen dieser beeindruckende Wasserfall.

Die kleinen Dörfer hier haben allesamt einen öffentlichen Ofen, der heute natürlich nicht mehr täglich genutzt wird, aber eben ab und an für Schulklassen oder zu besonderen Anlässen genutzt wird. Nicht nur mit dem Mountainbike kann man durch das Tal wandern, es gibt auch malerische Wanderwege, die besonders im Frühling oder Herbst einem große Freude bereiten. Hinter dem malerischen Dorf Sonogno, das wirkt, als sei es einem Bilderbuch entsprungen mit all den schönen Blumen und dem Marktplatz, wartet ein beeindruckender Wasserfall und da Samstag ist, sind auch viele Tagestouristen aus Italien unterwegs.

Das Ascona sich anfühlt wie la dolce Vita an einem sonnigen Tag kommt nicht von ungefähr, denn die Stadt liegt direkt an der italienischen Grenze.

Kastanienfest in Ascona

Wir haben das Glück, Teil des Kastanienfestes zu sein, dass jährlich viele Touristen anlockt. Neben Ständen mit Wurst, Käse, Schnaps, Farina bona und allerlei anderen Produkten aus der Region gibt es Livemusik, den Blick auf den strahlenden See bei Sonnenschein. Das Kastanienfest findet an den ersten beiden Samstagen im Oktober statt und der Präsident des Kastanienfestes Matteo Rampazzi führt uns direkt zu den Orten, wo lange Schlangen auf geröstete Maronen warten.

Auch außerhalb des Kastanienfestes gibt es jede Menge in den Gassen der Stadt zu entdecken. Ich habe unter anderem einen Blick in diese reizende, kleine Kirche geworfen, in der gerade eine Trauung stattfand. Daher gibt es keine Fotos von innen.

Ascona mit all dem Wasser verfrüht ein wenig den Charme vom Mittelmeer.

2000 Kilo Kastanien werden fachmännisch an zwei Stationen über dem heißen Feuer geröstet. Nein, ich habe es leider nicht ausprobiert – ich habe zu großen Respekt vor dieser harten und schweißtreibenden Arbeit. Die Zeit nutze ich auch, um ein wenig durch Ascona zu schlendern. Für mich ist dieser Ort ein großer Kontrast zu den Bergdörfern mit seinen Palmen. Das mag nicht der Geschmack von jedem sein, der in die Schweiz reist, um die Natur zu suchen, aber ist ein schöner Kontrast zu all der Natur und den Gipfeln mit dem ersten Schnee. Im nächsten Jahr möchte ich gerne diese Stadt noch mehr erkunden, denn ich hörte, es gäbe einen Botanischen Garten direkt auf einer Insel auf dem See. Und das klingt wirklich nach einer sehenswerten Touristenattraktion für mich.

Über dem offenen Feuer werden die Kastanien geröstet. Die schweiztreibende Arbeit findet an zwei Stationen des Festes statt.

Die Kastanien werden frisch geröstet für drei Franken an die wartenden Gäste des Festes verteilt. Auf die Kastanien kann man schon teils eine halbe Stunde warten.

Im Herbst lädt der Kastanienweg dazu ein, selbst mit einem Beutel Kastanien zu sammeln.

Auf den Spuren der Kastanien

Wenn man so richtig angekommen ist in Tessin, dann hört leider auch die Reise schon wieder auf. Das war zumindest bei uns der Fall. Am letzten Tag unserer Reise ging es zu einem Kastanienfest der anderen Art. Hier waren wir nicht allein. Ganz regulär konnte man als Tourist für 40 Franken einen Kastanientag buchen. In diesem Angebot ist ein Frühstück muteinheimischen Produkten mit dabei, eine Wanderung mit Guide auf einem Stück des 12 km  langen Kastanienweges und ein Mittagessen bei einem traditionellen Kastanienfest umgeben von den traditionellen Kastanienwäldern.
Aber auch außerhalb des Kastanienfestes kann man auch den Wanderweg ganzjährig auf eigene Faust erkunden.  Wr Teil des Kastanienfestes sein möchte, sollte sich den zweiten Sonntag im Oktober merken. Geschaffen wurde dieser vom Forstingenieur Carlo Schiegga, der uns diesen Weg vorstellt und uns allerlei Fragen beantwortet. Und mein persönlicher Rat wäre, diesem Pfad im Herbst zu besuchen, da man dann auch selbst Kastanien sammeln kann.

Dieser Teil des Kastanienwegs bietet einen guten Ausblick über einen Brandschutzteich und die Kastanienwälder. Links seht ihr die Teile des Waldes, die noch nicht rekultiviert wurden und wo Birken zwischen den Kastanienbäumen wachsen.

Der Kastanienweg ist sehr gut machbar für jede Altersklasse, denn an verschieben Stationen kann man Parken oder sich mit dem Postauto abholen lassen, wenn man nicht die gesamte Strecke des Rundweges laufen möchte, die auch vorbei an einigen Dörfern geht.

Zu viel über die Kastanie möchte ich gar nicht an dieser Stelle verraten, aber grundsätzlich wäre es wichtig, Folgendes zu wissen. Früher kultivierten die Tessiner die Kastanie, da sie 3 bis 4 Monate im Jahr die Hauptmahlzeit der Einwohner war. Heute dient sie als Dessen und wird in dieser Region seit 30 Jahren rekultiviert. Aus einst 4 Hektar wurden erst 50 und aktuell 100 Hektar hier und insgesamt 250 Hektar in Tessin.

Die Kastanie – ein Einwanderer

Die Kastanie kommt ursprünglich aus dem Nahen Osten, wahrscheinlich aus dem Kaukasus. Sie kam nach Tessin vor 2000 Jahren mit den Römern. Natürlich ist sie eine interessante Frucht, da sie sehr nahrhaft ist und viel Energie spendet. Später aber wurde die lange Kastanienkultur in Tessin von Mais und Kartoffeln verdrängt. Diese Feldfrüchte  haben einen anderen Geschmack und einen höheren Ertrag. Nach dem zweiten Weltkrieg geriet die Kastanie dann langsam ganz in Vergessenheit, da man sich mehr auf die Wirtschaft mit dem Zentrum Lugano konzentrierte. Kastanien nutzte man nur für Eigenbedarf, zum Tauschen und Verkauf und so verloren sie an Relevanz. Zur Rekultivierung gehört heute, dass andere Bäume wie Linden oder Birken nicht in den Kastanienwäldern einzig halten dürfen. Und obwohl ich von Kastanien rede, gibt es etwa 50 verschiedene Sorten in Tessin. Verschiedene Sorten garantieren, dass es eine Vielfalt gibt – manche liefern früher Früchte, manche später.
Heute sammeln wieder einige für sich selber. Es gibt außerdem Sammelstellen, bei denen man 3 Franken pro Kilo große Kastanien und 1,50 Franken für kleinere bekommt. Die Ernte ist weiterhin Handarbeit. 30 bis 40 Kilo liefert ein Baum im Durchschnitt, ein sehr großes Exemplar kann auch mal 100 Kilo liefern. Wie ihr seht, habe ich also vieles über die Kastanie gelernt. Und ich möchte euch auch nicht zu viel verraten. Denn auf dem Kastanienweg gibt es genug Indomaterial für euch, um selbst noch vieles über Brandschutz, den Nutzen und die Feinde der Kastanienwälder Tessins zu lernen.

Wer nicht so gerne in Hotels schläft, kann auch wochenweise Rustici mieten, die man sowohl im Tal als auch in höheren Lagen findet.

Sich komfortabel Betten

Wer in Tessin übernachtet und dabei einen Campingplatz oder ein Hotel oder eine Pension nutzt, erhält das Ticino Ticket. Dies ist eine sehr praktische Sache für Leute für mich, die gerne mit Zug oder Bus reisen. Denn Eco Tourism ist mir ein wichtiges Anliegen. So hat man auch in Tessin die Möglichkeit, das Auto daheim zu lassen und trotzdem die gesamte Region erkunden zu können.
Wir waren während der Pressereise im Hotel La Tureta in Giubiasco untergebracht. Dies ist ein Bike Hotel mit 4 Sternen, dass ein schönes Ambiente hat und ein reichhaltiges Frühstück anbietet, von dem ich leider nicht allzu viel hatte außer der Auswahl an Teesorten. Besonders der Frühstückssaal gefiel mir mit seinen schönen Wandmalereien.
Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, in Tessin eine gute Unterkunft zu bekommen. Neben Pensionen oder Gaststädten, die Zimmer vermieten gibt es auch weitere Möglichkeiten. Zum Beispiel kann man sich eine Hütte auf einem der Campingplätze zu mieten. Oder man kann sich Rustico wochenweise zu mieten und von da aus unterwegs zu sein. Airbnbs gibt es natürlich auch – allerdings ist dort kein Ticinoticket inklusive.

Auch, wenn diese Häuser wie aus einer anderen Zeit wirken mögen, sind sie heutzutage oft innen mit moderner Einrichtung und allerlei technischen Ausstattung.

Dieser Blogpost entstand im Rahmen einer Pressereise. Ich danke allen von Schweiz Touristik und Tessin Tourist, dass ich Teil dieser Reise sein und diese wirklich außergewöhnliche Region kennenlernen durfte. Und ich denke, dass es auf jeden Fall im nächsten Jahr im privaten Rahmen ein Wiedersehen für mich und Tessin gibt. Dann allerdings mit meinem Ehemann und eventuell dem ein oder anderen Freund.
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1 Comment

Thomas November 12, 2018 at 11:20 am

Liebe Bettina, herzlichen Dank für diesen wunderbaren Artikel. Hat mich sehr gefreut, Dich auf der Reise kennen gelernt zu haben! Lieber Gruss aus Berlin, Thomas

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