Ist Golf ein Sport für Jedermann?
Das ist die Frage, die ich mir mehrmals gestellt habe.
Golf – alleine der Name lässt bei vielen Menschen den Eindruck erwecken, dass es sich um einen Rentnersport handelt. Ist Golf überhaupt ein Sport?
Doch D A S sagen nur Leute, die noch nie Golf gespielt haben.
Doch warum haben so viele Menschen noch nie Golf gespielt? Weil man nicht einfach auf den Golfplatz gehen kann ohne Weiteres. Dafür benötigt man eine Platzreife.
Früher dachte ich auch so – Golf ist L A N G W E I L I G.
Doch dann überredete mich eine Freundin, einen Golfkurs zu machen. Ich ließ mich also dazu ein.
In Amerika ist Golf ein Volkssport. Laut der European Golf Association gibt es in den USA auf 265 Millionen Einwohnern 25 Millionen Golfer (10%) und in Deutschland beträgt der Anteil gerade mal 0,66% der Bevölkerung.
Als ich anfing einen Golfkurs zu machen, ging ich gleich in einen der elitärsten Clubs Norddeutschlands. Keine Absicht, wie gesagt, ich ließ mich überreden. Die Anlage war einfach traumhaft. Mein Trainer war unglaublich nett, aber einfach zu jung. Er war wirklich ein toller Golfspieler, aber für mich als Trainer ungeeignet. Erst war ich begeistert, dann kam tatsächlich die Langeweile. Denn, die meiste Zeit stand ich nur auf der Driving Range. Das sind so kleine Häuser auf dem Golfplatz, wo man Abschläge übt. Ja, schön und gut, aber immer wieder Abschläge? Nervig.
Ich entschied mich mit Golf aufzuhören und den Kurs nicht zu beenden. Doch irgendwie sollte es nicht sein…
Ich bekam nochmals die Gelegenheit Golf zu spielen. Dieses Mal sollte ich einen Wochenendkurs testen in Adendorf bei Lüneburg. Im Golf Resort Adendorf.
Ich sprang über meinen Schatten und fuhr also hin.
Wochenendkurs in Adendorf bei Lüneburg
Was soll ich sagen, ich fand es klasse. Wir waren eine kleine Gruppe von drei Personen. Der Trainer war genauso, wie ich mir einen Trainer vorstellte. Er hat sofort alle Fehler gesehen und korrigiert. Das hat dazu geführt, dass die Schläge direkt besser wurden. Es fing an richtig Spaß zu machen. Nach den ersten vier Stunden an der frischen Luft und einer Menge ungewohnter Bewegungen, hatte ich gefühlt überall Schmerzen. Doch meine Laune war gut.
Am nächsten Tag hatte mein Muskelkater einen neuen Höhepunkt erreicht. Ich hätte nie gedacht, dass ich an bestimmten Stellen Muskeln besaß. Aber egal, ich hielt auch die vier Stunden durch und die Schwünge wurden immer besser. Wir spielten nicht nur auf der Driving Range. Wir gingen direkt auf den Platz und schlugen von dort. Das machte Spaß und die Motivation stieg.
Am Sonntag, den letzten Tag des Golfkurses erwartete uns ein junger Golflehrer, unser Prüfer. Wir konnten uns noch ein wenig aufwärmen und er gab uns weitere hilfreiche Tipps. Dann ging es los.
Oh je, die Prüfung. Bei einer Platzreifeprüfung spielt man 9 Loch und muss man 12 Punkte erreichen. Die Rechnung ist etwas kompliziert und würde den einen oder anderen wahrscheinlich langweilen. Aber ich sag nur soviel, 12 Punkte zu erreichen ist alles andere als leicht. Kurz zusammengefasst – man muss mit möglichst wenig Schlägen den Ball ins Loch bringen. Also den richtigen Schläger wählen, den Verhältnissen anpassen und Ruhe bewahren.
Besonders viel Wert legte der Matthias (Prüfer) und auch die Verwaltung des Golf Resorts Adendorf auf die Etikette, sozusagen das richtige Verhalten auf dem Golfplatz. Etikette auf dem Golfplatz ist meiner Meinung nach eh das Wichtigste.
Neun Loch später, die Punkte kurz überschlagen, mein Herz schlug schneller. Es ging zurück zum Club. Dort wartete bereits der Multiple-Choice-Bogen auf uns – die theoretische Prüfung. 30 Minuten hatten wir dafür Zeit. Das ging aber ganz fix, weil ich mich im Vorfeld mit den Regeln vertraut gemacht hatte. Somit – easy peasy.
Der Prüfer sammelte die Tests ein und verschwand damit. Die Zeit verging und endlich kam er zurück. Er stammelte, dass es ihm leid täte usw. Uns Dreien wurde heiß und kalt. Dann lachte er und gab jedem von uns die Urkunde. BESTANDEN!!
Ich war so happy
Ich habe alles noch einmal Revue passieren lassen. Warum ist es in Deutschland so wichtig, diesen Platzreifekurs zu machen. Warum darf man sonst nicht Golf spielen?
Ganz ehrlich, ich halte das für absoluten Quatsch. Bei einigen Clubs ist so ein Wochenendkurs nahezu verschrien. So what? Muss man ein halbes Jahr spielen, bevor man den heiligen Rasen betreten darf?
Ich sag es wieder und wieder QUATSCH QUATSCH QUATSCH.
Ich sprach es ja bereits an, in Amerika gibt es so eine Urkunde gar nicht. Dort geht es nur darum, dass man sich benimmt (Etikette) und man sollte schlagen können. Kinder werden in den Schulen an den Sport herangeführt. Und ja, es ist Sport. Ich versichere es euch!
Hier in Deutschland staubt das Image noch ein wenig. Aber es liegt nicht an der wirklich großartigen Sportart. Vielmehr liegt es an vielen, veralteten Clubs die noch immer nicht dem Zahn der Zeit folgen. Dort stört es die Mitglieder, wenn Anfänger spielen oder Kinder im Club sind. Doch diese Clubs haben noch nicht verstanden, dass die Zukunft in der Jugend liegt. Wie sollen in den kommenden Jahren denn die Clubs bezahlt werden, wenn ihnen die Mitglieder wegsterben (oh, das war böse).
Das einzige Manko beim Golf (wenn man es so nennen kann) ist, dass es einfach wahnsinnig viel Zeit in Anspruch nimmt. Wenn man so eine Runde spielt, bleibt man locker 4 bis 8 Stunden auf dem Platz. So viel Zeit muss man erst mal haben. Hinzu kommt, dass einem diese Platzreife Urkunde rein gar nichts bringt, wenn man nicht übt.
Ist Golf für Jedermann?
JA, absolut. Jeder sollte mal in den Genuss kommen Golf zu spielen. Vielleicht ist es was, vielleicht auch nicht. Ist ja das Gleiche mit Fussball. Nicht jeder hat Lust dazu.
ABER… jeder sollte die Möglichkeit bekommen Golf zu testen, wenn er will.
Ich finde diese Wochenendkurse großartig. Mag sein, dass sie von einigen Clubs belächelt werden. Mag sein, dass der eine oder andere sie “geschenkte Platzreife” nennt. Aber Fakt ist, dass man vielleicht so einen Ausnahme-Golfer entdeckt, den man sonst nie gefunden hätte. Oder ein neues, zahlendes Mitglied, damit die Golfplätze auch weiterhin bestehen können.
Vielen lieben Dank Traian und Matthias vom Golf Resort Adendorf für eure Geduld, die vielen Tipps und dafür, dass ich wieder Lust am Golfen habe. 😉
Fotos: Markus Willmann
5 Comments
Mach weiter so und lass Dir den Spaß am golfen nicht verderben. Golf ist ein toller Sport für junge, selbstbewusste Frauen, die das Leben genießen und sich nicht von Platzreifeprüfungen und ähnlichen Unsinnigkeiten den Spaß am Golf und am Leben verderben lassen. Und einmal den Blödsinn erledigt, wird auch nie wieder im Leben danach gefragt. Buon gioco – schönes Spiel.
Grazie mille. Vielen Dank für die schönen Worte. Ja, ich finde Golf auch wirklich schön als Sport. Was mich besonders begeistert ist die Tatsache, dass man auf dem Golfplatz den Kopf frei bekommt. Kein Handy, keine Termine. Einfach nur in der Natur stehen, das Wetter genießen und sich darauf zu konzentrieren den nächsten Schlag nicht zu vermasseln. 😉
Das hst du echt schön beschrieben. Ich habe mich bisher nicht für Golf begeistern können, aber ich denke auch, wenn man mit den richtigen Leuten es amcht und erlernt hat, macht es sicherlich spass 🙂
Auf jeden Fall. Der richtige Club mit den richtigen Leuten und schon hat man seinen Lieblingssport. 😉
Super Artikel! Vielleicht hier ein schöner Hilfe-Golf-Blog für Golf-Anfänger: